Die besten selbst gehosteten Kommentarsysteme im Jahr 2024
Die besten selbst gehosteten Kommentarsystem für einen Blog oder Website im Jahr 2024. Eine Liste mit leistungsstarken Open-Source-Tools.
Inhaltsverzeichnis
Als ich meinen Blog vor mehreren Jahren veröffentlichte, wollte ich eine Kommentarfunktion hinzufügen. Damals habe ich mich für Commento entschieden und habe dann relativ schnell festgestellt, dass es nicht meinen Anforderungen entspricht. Anschließend fand ich Commento++, worüber ich auch einen Artikel im Blog geschrieben habe. Das lief auch weitgehend gut, dann passierten aber zwei Dinge:
- Ich habe meinen Blog von Gatsby.js auf Astro.js umgestellt. Sobald ich View Transitions aktiviert habe, wurden oft falsche Kommentare geladen, insgesamt verhielt sich die Seite dann merkwürdig.
- Die Postgres Datenbank, die ich für Commento++ genutzt habe, ist ausgefallen und wollte nicht mehr starten.
Hinzu kam, dass Commento++ seit Ende 2022 nicht mehr weiterentwickelt wurde. Für mich war das der Anlass, nach einer Alternative zu suchen. Ich wollte weiterhin die volle Kontrolle über die Daten behalten, deshalb kam nur ein selbst gehostetes Kommentarsysteme in Frage. In diesem Artikel werden wir uns die besten selbst gehosteten Kommentarsysteme des Jahres 2024 anschauen:
1. Discourse
Discourse ist eine funktionsreiche, quelloffene Diskussionsplattform. Es kann sowohl für Kommentare als auch für vollwertige Foren und Mailinglisten verwendet werden. Die wichtigsten Funktionen sind:
- Unendlich scrollende Themenlisten
- Echtzeit-Benachrichtigungen und Live-Updates
- Hochladen von Bildern per Drag-and-Drop
- Unterstützung für Einzelanmeldung
- Granulare Vertrauensstufen für Benutzer und Moderationswerkzeuge
- Erweiterbar mit Themes und Plugins
Vorteile
- Sehr anpassbar und erweiterbar
- Modernes, mobilfreundliches Design
- Große Bibliothek von Plugins
- Lebendige Entwicklergemeinschaft
Nachteile
- Steilere Lernkurve
- Höhere Server-Anforderungen
- Overkill für einfache Kommentierungsanforderungen
Am besten geeignet für
Discourse eignet sich gut für den Aufbau aktiver Gemeinschaften und Diskussionsforen. Seine fortschrittlichen Funktionen sind ideal für größere Websites mit hohem Kommentaraufkommen.
2. Isso
Isso ist ein leichtgewichtiges, quelloffenes Kommentarsystem, das auf Python basiert. Es speichert Kommentare in einer SQLite-Datenbank und bietet eine REST-API für die Integration in Websites. Die wichtigsten Funktionen sind:
- Anonyme Kommentare
- Moderationswarteschlange und E-Mail-Benachrichtigungen
- Markdown-Formatierung für Kommentare
Vorteile
- Einfach einzurichten und zu verwenden
- Geringe Serveranforderungen
- Datenschutzfreundlich
Nachteile
- Kein Rich-Text-Editor
Am besten geeignet für
Isso eignet sich gut für kleinere Websites und Blogs, die eine einfache, datenschutzfreundliche Kommentarfunktion benötigen. Seine geringen Anforderungen machen es ideal für Hosting auf kostengünstigen Servern.
3. Remark42
Remark42 zeichnet sich als selbstgehostetes Kommentarsystem aus, das den Schutz der Privatsphäre der Nutzer in den Vordergrund stellt und gleichzeitig eine Reihe von funktionalen Funktionen bietet. Es unterstützt soziale Logins von verschiedenen Plattformen, einschließlich Google, Twitter und Facebook, ohne die Daten der Nutzer zu gefährden. Die Nutzer können auch anonym kommentieren.
Key Features
- Markdown-Unterstützung mit Live-Vorschau
- Sortierbare Kommentar-Threads
- Verschachtelte Kommentare mit mehreren Ebenen
- Moderationswerkzeuge mit E-Mail-Benachrichtigung
- Integration von Telegram und RSS
- Import von Disqus und WordPress
- Mehrere SSO-Optionen
Vorteile
- Datenschutzfreundlich
- Schnelle Performance durch Go
- Umfangreiche Import- und Exportoptionen
- Umfangreiche API- und Webhook-Unterstützung
- Integrierter Spam-Schutz
Nachteile
- Komplexere Einrichtung als andere Lösungen
Am besten geeignet für
Remark42 eignet sich gut für technisch versierte Blogger, die eine schnelle, voll funktionsfähige Kommentarmaschine wünschen. Die Möglichkeit, von anderen Plattformen zu importieren, ist ein großes Plus. Remark42 ist auch vollständig dockerisiert, so dass die Bereitstellung mit einem einzigen Befehl ein Kinderspiel ist. Es ist leichtgewichtig und benötigt keine externe Datenbank, da alle Daten in einer einzigen Datei gespeichert sind.
4. Talkyard
Talkyard ist ein Open-Source-Kommentarsystem und eine Forenplattform. Sie können es in statische Websites einbetten oder als eigenständiges Diskussionsforum verwenden. Die wichtigsten Funktionen umfassen:
- WYSIWYG-Editor mit Bild-Uploads
- Markdown-Unterstützung
- Granulare kategoriebasierte Berechtigungen
- Einzelanmeldung mit sozialem Login
- Spam-Schutz mit Akismet
- E-Mail und Echtzeit-Browser-Benachrichtungen
Vorteile
- Moderne, benutzerfreundliche Oberfläche
- Umfangreiche Funktionen
- Anonyme Kommentare
Nachteile
- Höhere Serveranforderungen
Am besten geeignet für
Talkyard eignet sich gut für Community-gesteuerte Websites, die eine All-in-One-Lösung für Kommentare und Foren suchen. Die Benachrichtigungsfunktionen sind sehr praktisch.
5. Coral Talk
Coral Talk ist ein quelloffenes Kommentarsystem, das von einem Team von Vox Media entwickelt wurde. Es bietet eine Vielzahl von Funktionen, darunter:
- Moderationswerkzeuge und Benachrichtigungen
- AI zur Erkennung von Missbrauch und Spam
- Flexible Authentifizierungsoptionen
- Möglichkeit mehrere Webseiten einzubinden
- Crowd-Sourcing von Moderation
- Für Journalisten und Medienunternehmen entwickelt
Vorteile
- Erprobt auf großen Medienseiten
- Integrierbar mit vielen Diensten
Nachteile
- Höhere Serveranforderungen
- Komplexere Einrichtung
Am besten geeignet für
Coral richtet sich an große Publikationen und stark frequentierte Websites, die nutzergenerierte Inhalte in großem Umfang verwalten müssen. Für die meisten Blogs ist es ein Overkill.
6. Comentario 3
Comentario ist ein Fork vom Commento, das neu gestaltet wurde, um mehr Funktionen und eine bessere Leistung zu bieten. Es bietet Benutzerrollen, Sperrung und Avatar-Uploads, zusammen mit unterschiedlichen Login-Optionen.
Key Features
- Unterstützung für Erweiterungen zur Spam- und Toxizitätserkennung (Akismet, APILayer SpamChecker, Perspective)
- Ein neu gestaltetes Dashboard für eine einfachere Verwaltung
- Verschachtelte Kommentare und “Sticky Flags” zur Hervorhebung wichtiger Diskussionen
- Importmöglichkeiten von anderen Kommentarsystemen
- Markdown Unterstützung
- E-Mail Benachrichtigungen
- UI Anpassungen durch CSS
Vorteile
- Einfache Einrichtung und Verwaltung
- Schnelle Performance durch Go im Backend
- Aktive Entwicklung auf Gitlab
- Anonyme Kommentare
Nachteile
- Keine Möglichkeit für Reaktionen
Am besten geeignet für Mich (hoffentlich).
Comentario ist eine gute Wahl für Blogger, die ein einfaches, leicht zu verwaltendes Kommentarsystem suchen. Seine Einfachheit und Geschwindigkeit sind für kleinere bis mittelgroße Websites attraktiv. Durch die Postgres Unterstützung dürfte es auch für größere Websites geeignet sein.
Ich habe lange überlegt, ob ich Remark42 oder Comentario benutzen sollte. Letzlich habe ich mich für Comentario entschieden, weil es seit Version 3.7.0 auch die Möglichkeit bietet, anonyme Kommentare mit einem Namen zu versehen. Außerdem dachte ich, es sei die natürlichere Wahl als Weiterentwicklung von Commento und es versprach, dass man die Datenbank von Commento einfach weiternutzen könnte.
Der letztere Punkt war in meinem Fall (commento++) nicht wirklich der Fall. Viele Kommentare sind leider noch nicht in der neuen Datenbank angekommen. Glücklicherweise gibt es auch einen Json Import, aber ich muss noch in meinen alten Serverdaten schauen, ob ich irgendwo wirklich alle Kommentare finden kann.
Installation
Die Installation von Comentario ist relativ einfach.
mkdir comentario
cd comentario
touch docker-compose.yml
touch secrets.yaml
mkdir db
docker-compose.yml
services:
db:
container_name: comentario-db
image: postgres:16-alpine
environment:
- POSTGRES_DB=postgres
- POSTGRES_USER=postgres
- POSTGRES_PASSWORD=passwort
networks:
- internal
restart: unless-stopped
volumes:
- ./db:/var/lib/postgresql/data
app:
container_name: comentario-app
image: registry.gitlab.com/comentario/comentario:v3.7.0
depends_on:
- db
environment:
- BASE_URL: https://domain.de
- SECRETS_FILE: "/secrets.yaml"
networks:
- internal
- proxy
# freien Port zu Port 80 mappen, wenn kein Reverse Proxy vorhanden ist
# ports:
# - "8080:80"
restart: unless-stopped
volumes:
- ./secrets.yaml:/secrets.yaml:ro
networks:
internal:
external: false
proxy:
external: true
name: proxy
Die BASE_URL
sollte auf die eigene Domain zeigen. Das Netzwerk muss angepasst werden.
Die secrets.yaml
Datei sollte so aussehen:
postgres:
host: db
port: 5432
database: postgres
username: postgres
password: passwort # Passwort aus der db Umgebung
smtpServer:
host: abc.host.net
port: 465
username: mail@domain.de
password: sicheresPasswort
encryption: ssl
Hier muss man die Angaben natürlich anpassen. Die smtpServer
Angaben sind optional, aber wenn man diese Angaben hat, dann werden die Kommentare auch per E-Mail versendet. Man kann dazu beispielsweise die E-Mail aus den Webhostingtarifen von Netcup nutzen.
Demo
Eine Live-Demo findet ihr hier.
Sonstige Alternativen
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten Kommentare in seine Webseite einzubinden, die nicht in die Liste oben aufgenommen wurden. Einige davon sind:
Strapi
Strapi ist haupthächlich ein Headless CMS. Es bietet durch Erweiterungen auch die Verwaltung von Kommentaren an.
Supabase
Supabase ist eine Open-Source-Alternative zu Firebase. Es bietet eine Datenbank und Authentifizierung an. Mit den beiden Funktionen kann man seine eigene Kommentarfunktion bauen.
Giscus
Giscus ist ein Open-Source-Diskussions-Tool, das auf GitHub basiert. Es kann in jede statische Website eingebettet werden. Die Kommentare sind dann nicht selbst gehosted, sondern in einem GitHub Issue gespeichert.
Zusammenfassung
Hier nochmal eine Zusammenfassung der besten selbst gehosteten Kommentarsysteme im Jahr 2024 inklusive der anderen erwähnten Alternativen:
Name (Quellcode) | Sterne | Lizenz | Demo |
---|---|---|---|
Comentario | 36 (Gitlab) | MIT | Demo und hier |
Commento++ | 380 | MIT | --- |
Coral Talk | 1.9k | Apache 2.0 | --- |
Discourse | 40.6k | GPL 2.0 | --- |
Giscus | 7.3k | MIT | Example |
Isso | 5k | MIT | Demo |
Remark42 | 4.7k | MIT | Demo |
Strapi | 60.3k | MIT | --- |
Supabase | 66.3k | Apache 2.0 | --- |
Talkyard | 1.7k | AGPL 3.0 | Example |
Fazit
Es gibt weiterhin keinen Grund Disqus zu benutzen. Es ist nicht Open-Source und hat eine schlechte Datenschutzpolitik. Die Wahl des richtigen selbst gehosteten Kommentarsystems hängt von vieelen Faktoren ab. Jedes der oben aufgeführten Systeme bietet einzigartige Vorteile und kann auf die Anforderungen verschiedener Online-Umgebungen zugeschnitten werden. Damit ist nicht nur möglich die Kontrolle über die Daten zu behalten, sondern auch das Benutzererlebnis auf einer Website zu verbessern.
Ich hoffe, dass dieser Artikel dabei hilft, das richtige Kommentarsystem für Website zu finden. Bei Fragen oder Anregungen, bitte einen Kommentar unten hinterlassen.